Von Pater Alfons Lallinger

 

 

 

Der Hauptgegenstand unserer Hingabe,  
der erste und wichtigste Gegenstand der Forderung
 Gottes ist und bleibt aber das menschliche Herz.
Gott ist die Liebe, und die Liebe verlangt Liebe. 
Dazu ist aber gerade das Herz von Gott
 geschaffen und befähigt. Schon im Alten Bunde, 
wo doch das auserwählte Volk so sehr
 äußerlich lebte und Zwang und Furcht vorherrschend war, 
wo die Liebe Gottes noch so
 wenig tief in die Herzen eindrang, verlangte Gott das Herz (Spr 23,26):

»Gib mir, mein Sohn, dein Herz!«

Das Herz ist es, das Gott selbst mit diesem Verlangen als das Bedeutendste und Kostbarste im Menschen beurteilt; denn ist ihm das Herz gegeben,
 so ist ihm alles gegeben, fehlt aber das Herz, so fehlt Gott das Wesentliche,
 das Beste, was der Mensch besitzt.

Was geschrieben steht (Sir 38,31): »Er gibt sein Herz zur Vollendung seiner Werke«,
 das gilt von jedem Menschen, der bei Gott etwas sein und vor ihm reich werden will.
Denn Gott will das Herz, und zwar das ganze Herz.

Aber was ist das Herz? Was für ein Herz?
Nicht das leibliche Herz; dieses ist nur das Sinnbild für das von Gott verlangte. 
Was das leibliche Herz für den Körper ist, der Mittelpunkt des leiblichen Lebens,
 so wichtig, daß ohne das Herz dieses Leben aufhört - ist das Herz getroffen,
so ist das Leben dahin-, das ist für das geistige Leben das geistige Herz.  

Das ganze geistige Leben ist getroffen, wenn dieses Herz seine Funktionen einstellen will; denn Gott sieht anders als die Menschen (l Kön 16,7):  

»Der Mensch sieht das, was erscheint, der Herr aber sieht das Herz.«

Das Herz, auf das Gott sieht, ist demnach der tiefste und geheimste Grund der Seele,
in  dem sich alles abspielt, was für das menschliche Begehren
und für das Erreichen des Begehrten von Bedeutung ist.
 

Bei der Bildung der innersten Gesinnungen, bei der Richtung des ganzen Außen- und
 Innenlebens auf ein Ziel ist geradezu das Herz das ausschlaggebende.

Es kann der Verstand erkennen, was das Herz verwirft,
und es kann das Herz suchen, was der Verstand nicht erkennt.

Wenn nun Gott dieses Herz ganz für sich verlangt, wenn er fordert, daß sich das Herz auf ihn als auf das ihm entsprechendste Ziel beständig richtet,
so ist dasselbe der großen Gefahr überhoben, zu seinem Unglück einen Irrweg
einzuschlagen, vorausgesetzt, daß es Gottes Stimme hört, seinem Gnadenrufe folgt
und zum größten Segen sich ganz Gott ergibt.  

Dann mag der Verstand erkennen oder nicht erkennen,
Gottes Weisheit ersetzt die Mängel und Irrtumsfähigkeit des natürlichen Verstandes,
das Herz folgt blindlings voll Glauben und Vertrauen Gottes sicherer Führung;
es ist ruhig, es ist glücklich, es ist friedlich, denn es ruht in ihm.

ISBN-Nummer: 3-9805856-3-8  

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