Der
Hauptgegenstand unserer Hingabe,
der erste
und wichtigste Gegenstand der Forderung
Gottes ist und bleibt aber das menschliche Herz.
Gott ist die Liebe, und die Liebe verlangt Liebe.
Dazu
ist aber gerade das Herz von Gott
geschaffen und befähigt. Schon im Alten Bunde,
wo doch das auserwählte
Volk so sehr
äußerlich lebte und Zwang und Furcht vorherrschend war,
wo die
Liebe Gottes noch so
wenig tief in die Herzen eindrang,
verlangte Gott das Herz (Spr 23,26):
»Gib
mir, mein Sohn, dein Herz!«
Das
Herz ist es, das Gott selbst mit diesem Verlangen als das Bedeutendste und
Kostbarste im Menschen beurteilt; denn ist ihm das Herz gegeben,
so ist ihm
alles gegeben, fehlt aber das Herz, so fehlt Gott das Wesentliche,
das Beste, was der Mensch
besitzt.
Was
geschrieben steht (Sir 38,31): »Er gibt
sein Herz zur Vollendung seiner Werke«,
das gilt von jedem Menschen, der bei Gott etwas sein und vor ihm reich
werden will.
Denn Gott will das Herz, und zwar das ganze Herz.
Aber
was ist das Herz? Was für ein Herz?
Nicht das leibliche Herz; dieses ist nur das Sinnbild für das von Gott
verlangte.
Was das leibliche Herz für den Körper ist, der Mittelpunkt des leiblichen
Lebens,
so wichtig, daß ohne das Herz dieses Leben aufhört - ist das Herz
getroffen,
so ist
das Leben dahin-,
das ist für das geistige Leben das geistige Herz.
Das
ganze geistige Leben ist getroffen, wenn dieses Herz seine Funktionen einstellen
will; denn Gott sieht anders als die Menschen (l Kön 16,7):
»Der
Mensch sieht das, was erscheint, der Herr aber sieht das Herz.«
Das Herz, auf das Gott sieht, ist demnach der tiefste und geheimste Grund
der Seele,
in dem sich alles abspielt,
was für das menschliche Begehren
und für das Erreichen des Begehrten von Bedeutung ist.
Bei
der Bildung der innersten Gesinnungen, bei der Richtung des ganzen Außen-
und
Innenlebens auf ein Ziel ist geradezu das Herz das ausschlaggebende.
Es kann der Verstand erkennen, was das Herz verwirft,
und es kann das Herz suchen, was der
Verstand nicht erkennt.
Wenn
nun Gott dieses Herz ganz für sich verlangt, wenn er fordert, daß sich
das Herz auf ihn als auf das ihm entsprechendste Ziel beständig richtet,
so ist dasselbe der großen Gefahr überhoben, zu seinem Unglück einen
Irrweg
einzuschlagen, vorausgesetzt, daß es Gottes Stimme hört, seinem
Gnadenrufe folgt
und zum größten Segen sich ganz Gott ergibt.
Dann
mag der Verstand erkennen oder nicht
erkennen,
Gottes Weisheit ersetzt die Mängel und Irrtumsfähigkeit des natürlichen
Verstandes,
das Herz folgt blindlings voll Glauben und Vertrauen Gottes sicherer Führung;
es ist ruhig, es ist glücklich, es ist friedlich, denn es ruht in ihm.
ISBN-Nummer:
3-9805856-3-8
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